Historie

 

Bereits Ende der 50er Jahre beschäftigte sich Theo Decker mit dem Frisieren von Käfern. Er zählte neben Oettinger zu den ersten Tunern überhaupt und war demzufolge einer der Bekanntesten. Im Essener Stadtteil Borbeck gründete er 1958 die erste Tuning-Werkstatt. Unter dem einprägsamen Firmenkürzel TDE (Theo Decker Essen) stellte er Tuning-Teile für den Käfer her. Bei TDE konnte der Käfer-Fan – und davon gab es in den 50ern reichlich – nahezu alles kaufen was den Käfer schneller und schöner machte. Stets an seiner Seite dabei: Seine charmante und stets gut informierte Gattin Isolde Decker, die sich auch heute noch um den Vertrieb und die Finanzen kümmert.

 

Im Gegensatz zu allen anderen Tunern der damaligen Zeit fertigte Theo Decker fast alle erforderlichen Teile in den eigenen Werkstätten selbst an und zwar in großen Stückzahlen. So wurden z.B. unbrauchbare Zylinderköpfe zu Ansaugrohren für die Zweivergaser-Anlagen umgeschmolzen.

 

Außer einbaufertigen Hochleistungsmotoren bot Theo Decker auch Umbausätze zum Selbermachen an. Die TDE-Zweivergaser- und Doppelvergaser-Anlagen beispielsweise und die Motorumbausätze wurden schon bald weltweit exportiert, denn Deckers Tuning-Aktivitäten beschränkten sich keineswegs auf den deutschen Markt. Auch in den angrenzenden europäischen Staaten und in Übersee war TDE präsent. Die damaligen Volkswagen-Importeure Scania-Vabis in Schweden, Ben Pon in Holland, die AMAG in der Schweiz und Vereinigte-Motors in Caracas gehörten ebenso zu Deckers Kunden wie Volkswagen-Importeure in den USA und Kanada oder die renommierte Firma EMPI in Riverside, Kalifornien.

 

 

Außerdem erhielt man bei TDE auch Doppelvergaseranlagen mit Zenith- und Weber-Vergasern, Spezial-Zündverteiler mit Fliehkraft (BOSCH „010er“ vom Porsche 356) statt Unterdruckverstellung, scharfe Nockenwellen (285 und 310°), bearbeitete und polierte Pleuelstangen, Spezial-Kolben und Zylinder, bearbeitete Zylinderköpfe mit nachgearbeiteten Kanälen und natriumgefüllten Auslassventilen.

Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Erwähnenswert ist noch das umfangreiche Sonderzubehör für den Käfer im TDE Programm. Im Gegenzug zu den bereits erwähnten Exportprodukten aus dem Hause Decker importierte TDE die bewährten und hierzulande heißbegehrten EMPI–Teile: Die im historischen TDE-Katalog angebotenen polierten Aluminiumdeckel, Riemenscheiben, Spoiler, Hutzen, Sportsitze und Auspuffanlagen mit abgestimmten Rohrlängen stehen bei Käfer-Enthusiasten auch heute noch hoch im Kurs. Eines der bekanntesten Produkte aus der TDE Motorenschmiede waren die nahezu unverwüstlichen und unauffälligen TDE Endrohre. Eine ebenso simple wie effektive Form der Leistungssteigerung. Die TDE Endrohre waren so gut, dass man sie heute noch im Originalzustand auf Käfertreffen findet und diese mittlerweile von Theo Decker wieder angeboten werden. Es handelt sich dabei um Endrohre aus Edelstahl mit 30 Prozent größerem freiem Querschnitt. Das verbessert den Gasdurchsatz und sorgt zudem für einen kernigen Klang.

 

Nicht unerwähnt sollte die Tatsache bleiben, dass TDE in seinen Auslandsaktivitäten auch die Formel-Vau mit einbezog. So reiste Theo Decker in den frühen 60ern mit einem Monoposto auf einer Typ 2-Pritsche nach England, um dort dem staunenden Fachpublikum die deutsche Art des Low-Budget-Racing nahe zu bringen.

 

Zu den Glanzstücken aus Theo Deckers Produktion zählen jedoch die TDE-Komplett-Motoren. Sie leisteten in der jeweiligen Straßenversion je nach Typ zwischen 52 und 103 PS. Die meistverkauften TDE-Motoren waren die Typen Comet 40 (52 PS/1300 cm³ und 56 PS/1500 cm³), Comet 44 (60 PS/1500 cm³ und 65 PS/1600 cm³) und Meteor (70 bzw. 75 PS/1600 cm³) sowie als Krönung eine 2-Liter-Version mit 103 PS auf Typ-1-Basis.

 

Die beginnende Ölkrise 1973 und die daraus resultierende Rezession in der gesamten Autobranche verschonten auch TDE nicht. Die Motoren-Tuner hatten schlechte Zeiten. Stattdessen verkaufte Theo Decker in einem inzwischen errichteten Autohaus Neuwagen der Marken Jaguar, Rover und Mini.

Doch das war nicht der gleiche Spaß wie das Verkaufen von Käfer-Tuning-Teilen und deshalb schloss TDE 1980 das Geschäft und aus dem Autoladen wurde ein Supermarkt.

Doch seit einigen Jahren ist das Käferfieber wieder ausgebrochen. Im ACB Verlag erscheinen Käfer-Bücher von Theo Decker, die über das Tunen und die Geschichte des Käfers berichten. In einem besonderen Band „Als Tuning noch frisieren hieß“ hat Theo Decker Pressestimmen aus zwei Jahrzehnten zusammengefasst. Darin enthalten sind auch Auszüge des legendären TDE-Kataloges und einige der damaligen Gutachten über TDE-Produkte. Die lernwilligen VW-Fans machen davon ausgiebig Gebrauch.

Daraus resultierend wird Theo Decker mit Angeboten überhäuft, doch wieder TDE-Motoren zu bauen – und er hat sich entschlossen dies zu tun. Allerdings nur in kleinen Stückzahlen, begrenzt auf drei Varianten bis maximal 130 PS.

Wer die Gelegenheit hatte, die Deckers einmal persönlich kennen zulernen – man veranstaltet einen jählichen Stammtisch in der Gaststätte Luv und Lee im münsteraner Hafen – der ist verblüfft von dem Enthusiasmus der von diesen beiden Käferfriseur-Urgesteinen noch ausgeht.